Den Großteil der Nacht verbrachte Dannika nun also damit auf dem Dach des Haupthauses, im Schatten des Erkers zu kauern und den Blick über das Tal schweifen zu lassen, welches sie von hier aus voll und ganz überblicken konnte. Ihr treues Gewehr Bolt lag geduldig neben ihr - weitaus geduldiger als sie selbst es war. Stunde um Stunde verging, ohne dass auch nur etwas entfernt aussergewöhnliches passiert wäre und irgendwann, als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont gekrochen kamen und den Anbruch des neuen Tages verkündeten, fielen ihr die übermüdeten Äuglein zu.

Später am Tag, als die Sonne bereits hoch am Firmament steht erwacht Dannika unsanft aus ihrem tiefen Schlaf, plötzlich feststellend - dass das Tal noch immer so ruhig unter ihr liegt wie schon in der Nacht zuvor, und der Nacht davor, und der Nacht davor ebenso wie an den Tagen. Sicherlich, die Anspannung der Wachen lag spürbar in der Luft und die Ansprache der Anführerin hatte wohl auch den Grund dafür offenbart, doch trotzdem kam Dannika nicht umher, wieder einmal festzustellen, wie langweilig und -wierig die Tage im Weiblicktal doch waren. Neri war in der letzten Nacht wieder einmal mit Ihrer Portalmagie verschwunden, vermutlich vergnügte sie sich noch immer auf dem Schosse eines gut gebauten, rauhbeinigen Mannes in irgendeiner muffigen Spelunke Sturmwinds, während der Met in Strömen floss. Warum bloss war das Leben nur so ungerecht zu ihr?

Dannika streckt erst einmal ausgiebig ihre Glieder und blinzelt ein paar Mal, um den Schlaf aus ihren Augen zu vertreiben, bevor sie versucht die Uhrzeit anhand des Standes der Sonne zu ermitteln. Diese hatte ihren höchsten Punkt bereits überschritten - ein guter Zeitpunkt für ein ausgiebiges Frühstück. Genau in diesem Moment teilt ihr Magen ihr mit einem lauten Knurren mit, dass der ideale Punkt für ein Frühstück bereits lange überschritten sei und sie sich gefälligst sputen solle. Dannika antwortet ihrem Magen mit einem ebenso lautstarken, kehligen Knurren, bevor sie sich über die Dachziegel bis zum Rand des Daches rutschen lässt und von dort leichtfüssig über die Kante hopst nur um einen kurzen Augenblick später bereits breit grinsend vor Bernice zu stehen und nach einem oppulenten Frühstück zu verlangen - welches sie wie jeden Tag nicht bekommt. Wieder einmal muss sie sich mit Gewürzbrot, ein wenig Speck und zwei Gläsern Milch zufrieden geben. Dannika weiss ganz genau, dass Bernice auch Met unter ihrem Thresen hat, und dennoch bekommt sie von der fürsorglichen Worgen stets nur Milch oder Wasser zu trinken - Das Tal war nicht nur langweilig, nein auch oppulente Fressorgien waren nicht an der Tagesordnung.

Dennoch ist das Mahl stärkend und vollkommen ausreichend sättigend, und so schlendert Dannika schon kurz darauf gut gelaunt - und voll gerüstet und mit ihren beiden Schwertern bewaffnet, welche sie extra für diesen Krisenfall herausgeholt hat - durch das Tal in Richtung des Ausgangs in das Gebirge. "Bereit für meine erste PaTROLLie" spricht sie mehr zu sich selbst, und bekräftigt ihre Aussage noch mit einem ausladenen Nicken, bevor sie die Wachen am Eingang mit einem fröhlichen "Ehre König Graumähne" passiert.

Fell reibt an Fell. "Krieg." Das waren die Worte die ihr durch den Kopf gingen. "Krieg. Krieg in einer Zeit die aus Krieg besteht, um des Krieges Willen." Das hatte ihr einst ein verwundeter Offizier gesagt. Und heute, nachdem sie eigentlich das Gebiet des Krieges verlassen hatte, führte ihr Heim anscheinend einen gegen etwas ihr noch unsichtbares. Sie läste ihre Finger von einander und sorgte sich wieder um ihre Fertigung. Mit dem kleinen Waagmesser das sie sich von Bernice geliehen hatte zerteilte sie auf einem Holzbrett und schüttete sie in einen Topf voll brodelndem Wasser. Sie kochte die Kräuter wie einen Tee ab und entzog den Blättern die sie so klein wie möglich geschnitten hatte alle ätherischen Öle, Essenzen und Vitamine.

Ihr Name ist Zoria, geborene Barker, Tochter der Anführerin der Animae Lupi, gelernte Ärztin und Priesterin.

Das Wasser brodelte und dickte durch die Säfte langsam ein. Der Dampf der Aufstieg roch lecker nach Minze und anderen wohltuenden Kräutern. Langsam dickte die Suppe ein und Zoria musste mit einem Löffel aus Holz die Paste umrühren, damit sie nicht anbrannte. Schnell stellte sie ihre Phiolen und Fläschchen auf die sie behutsam füllte. "Das sind nun..." sie schielt zu dem Schrank links von ihr. "...genug." bestimmt sie für sich und wirft einige Kristalle in die Pasten, ehe sie diese zum Auskühlen auf das oberste Regal stellt. Sie hatte die letzten Nächte viel gearbeitet, abgekocht, angerührt und angehen lassen. Alles im allem hatte sie eine gesunde Apotheke für das kriegerische Allerlei fertig gestellt. "Verbände." Kam es ihr über die Lippen und sie ging auf die Knie. Sämtliche Verbände die sie aus alten Lacken, Stoffteilen und Kleidern die Bernice ihr gegeben hatte waren hier gestapelt, mit Essenzen, ohne Essenzen, abgekocht und speziell eingeräumt.

Ein Krächzen zu ihrer Rechten reißt sie aus ihren Gedanken. Wieder einmal war sie versunken in dem dunklen Chaos ihrer Gedanken. Mit dem selben brummend bösen Gesichtsausdruck erhebt sie sich und sieht über den unbezaunten Abhang des Haupthauses herunter in die Tiefe. Sie sah in die tiefe des blauen Meeres, wie es gegen die Felsen brandete und ihr Geist ging erneut auf Wanderschaft.