Riwena spürte, wie ihr der Wind um die Ohren peitschte, als der Hippogryph vollen Tempos durch die Lüfte glitt. Der abendliche Wind war angenehm warm, wie es einer lauen Sommernacht gebührte. Der Griff um die Zügel des Flugtiers war fest, gleichwohl der Knieschluss mit welchem sich Riwena im Sattel hielt. Die Flügel des anmutigen Tiers sorgten für ein beständiges Geräusch in Riwena's Ohren, als sie voller Aufmerksamkeit durch die nieder schwebenden Wolken flog. Angestrengt versuchte sie die Augen offen zu halten, war dies obgleich dem Gegenwind nicht gerade eine einfache, noch angenehme Sache. Sie trieb das Tier weiterhin zum Tempo an, ihr Ziel war das nördliche Brachland. Es gab seit jeher immer wieder Unruhen dort, doch angesichts der, durch die Legion aufkommende Bedrohung, wirkte alles in der Vergangenheit liegende wie ein belangloser Streit unter Kindern um ein Spielzeug, das diesem ohnehin nicht gerecht geworden wäre.
Es war noch nicht so viel Zeit vergangen, als sie ihren Bogen und die Dolche packte und den Hippogryphen zum Abflug vorbereiten ließ, doch allmählich näherte sie sich den Bergen, welche die Grenzen zum Steinkrallengebirge markierten. Ein kurzer Blick an sich herab, vergewisserte Riwena, dass sie den Wappenrock auch tatsächlich abgelegt hatte, bedeutete doch jeder Hinweis auf eine Gildenzugehörigkeit eine Gefahr für die Gemeinschaft. Die Anführerin war sich nur zu gut bewusst, dass der Moment, als sie auf den Rücken des Hippogryphen stieg, eine fatale Entscheidung mit sich brachte, doch wollte sie lieber sich selbst in Gefahr wissen, als ein Mitglied der Animae Lupi mit dieser Aufgabe zu betrauen. Es war nicht so, dass sie es niemanden außer sich selbst zutraute. Ganz im Gegenteil. Sie wusste um die Fähigkeiten von Gran und den Anderen, doch wusste sie auch, wer ganz selbstverständlich bestimmte Aufgaben übernehmen würde, für den Fall, dass sie nicht zurück kehrte. Und dennoch: Mit jedem Flügelschlag, den das anmutige Tier, auf welchem sie saß tat, wurde das beklemmende Gefühl in ihrer Magengegend stärker.
Die Grenzen des Steinkrallengebirges zum nördlichen Brachland passiert, entdeckte Riwena, wie auch schon zuvor, das verheißungsvolle grüne Leuchten, welches den Himmel einnahm. Ebenso taten sich Säulen grünen Lichtes in den Himmel auf und verschwanden in den dunklen Wolken hoch über ihr. Es war eben dieses Licht, dass den Himmel erhellte und einen weiteren Flug möglich machte, denn weder das Firmament noch Fackeln würden dieser dunklen Nacht Lichtquellen darbieten. Die Anführerin beschlich das Gefühl, dass die Nächte dunkler als sonst waren und dies, so war sie sich sicher, lag bestimmt nicht an dem Wechsel der Jahreszeiten, der noch auf sich warten lassen würde. Erneut festigte sich der Knieschluss der Kundschaftenden, um das Tempo des Hippogryphen zu steigern. Sie hatte ein klares Ziel und dieses würde sie den grünen Lichtern näherbringen.
Nur wenig später erblickte Riwena das tatsächliche Ausmaß der Invasion. Dämonen in allen Größenvarianten patroullierten, kämpften oder bewachten die großen Türme, die für die grünen Lichtsäulen verantwortlich zu sein schienen. Immer wieder drangen Schreie an die Ohren der Anführerin- nur leise, doch die Höhe in der sie sich befand, leiß sie darauf schließen, dass Diese für umstehende qualvoll und laut sein mussten. Es waren Schreie der Lebewesen, die versuchten, alles was ihnen lieb und recht war, alles, an was sie glaubten zu verteidigen. Der Geräusche, die an sie herandrangen zum Trotz behielt Riwena die Konzentration. Wie oft hatte sie auch selbst solche Geräusche verursacht. Neu waren sie ihr nicht und stören wollte sie sich ebenso nicht daran.
Sie zügelte das Tempo des Hippogryphen, um sich nach dem erwähnten Luftschiff umzusehen. Es dauerte wahrlich nicht lange, bis ihr dieses gigantische und offensichtlich mehr als robuste Ding in ihre Sichtweite geriet. Ihre Nasenflügel blähten sich und der Kiefer spannte sich unweigerlich an. Wer vor so etwas keine Furcht hatte, war ein Narr. Alles in ihr sträubte sich, doch sie trieb das Tier erneut zur Geschwindigkeit an. Wenn sie das Luftschiff aus der Nähe sehen wollte, musste sie schnell sein, immerhin wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die geflügelten Dämonen, die die Lüfte unsicher machten, sie entdecken würden.
Empfindlich auf jedes Kommando des Reiters, nahm der Hippogryph an Geschwindigkeit zu. Die hektischen Flügelschläge und das leise Krächzen ließen darauf schließen, dass dem Tier diese absehbare Begegnung mit dem Luftschiff nicht zusagte, doch ließ Riwena das Tier gnadenlos weiter darauf zusteuern.
Das Schiff war nicht mehr weit entfernt und gerade, als Riwena es einigermaßen gut in Augenschein nehmen konnte, stoppte der Hippogryph abrupt. Davon ab, dass Riwena fast vornüber aus dem Sattel fiel, wäre diese Tatsache nur wenig tragisch gewesen, hätte sie in diesen Augenblick nicht gespürt, wie das Paar am Himmel zurückgestoßen wurde. Die Anführerin krallte sich, die Zügel immer noch haltend, an das Gefieder des Flugtieres, abwartend, dass er das Gleichgewicht wieder fand. Nur einen Wimpernschlag später realisierte sie, dass dies aber nicht passierte. Grüner Nebel hüllte die Beiden ein und Riwena spürte, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. So ging es auch dem Hippogryphen, denn er öffnete die Flügel nicht mehr, um sich in der Luft zu halten. Mit einem stummen Schrei Riwena's stürzten Beide in die Tiefe.
Es war dem Glück der Beiden, dass durch die Fallgeschwindigkeit der Nebel wich und Riwena's Reaktionsfähigkeit im Angesicht des Todes zu verdanken, dass die Anführerin knapp zwanzig Meter über dem staubigen Boden des Brachlandes die Zügel fester griff und das Tier vorwärts trieb. Gut zehn Meter über dem Boden reagierte das Tier auch endlich auf Riwena's heftiges Drängeln, realisierend, dass die Bewegungsfähigkeit nun nicht mehr eingeschränkt war und breitete die Schwingen aus. Dem Unglück im Glück gedenkend, half dies allerdings nicht viel. Zwar waren die Beiden knapp dem Tod entkommen, doch legten sie eine Bruchlandung hin, die dem kleinen, grünen Volk auf Azeroth gerecht werden würde. Riwena spürte stechenden Schmerz durch ihre Schulter fahren und sah lediglich, wie sich Himmel und Erde in ihrer Sicht abwechselten.
Erst als sich die Staubwolke um die Anführerin und ihr Reittier gelegt hatte, öffnete sie langsam die grasgrünen Augen. Der Schädel der Frau pochte schmerzend und sie spürte ihr linkes Bein nicht mehr. Langsam und mit verengten Augen hob sie den Kopf. Die verschwommene Sicht klärte sich nur schleichend, doch erkannte Riwena, dass ihr Bein unter dem, zum Glück noch atmenden Hippogryphen vergraben war. Mühsam und unter Schmerzen versuchte sie, sich von der Last zu befreien. Sie war so mit dem Kampf beschäftigt, dass sie das sich verstärkende Beben des Bodens gar nicht recht wahrnahm.
Gerade im letzten Moment zog sie ihren Kopf ruckartig nach hinten, nur um ihr Gesicht in der Spiegelung der schneidenden Klinge der Stangenwaffe, welche gerade vor ihr in den Boden gerammt wurde, zu erkennen. Sie hatte kaum Zeit, zu realisieren, dass diese Waffe ihr soeben das Piercing aus der linken Augenbraue gerissen hatte, denn schon ertönte ein grausames Brüllen über ihr. Riwena blickte hoch in die Fratze des Dämonen, doch nahm ihr das Blut, welches von ihrer Braue in die Augen rann, ein gutes Stück Sicht. Vermutlich war es dem Adrenalin gedankt, doch Riwena schaffte es, sich vom Hippogryphen zu befreien, gerade so, dass sie nicht vom nächsten Hieb der Waffe erwischt wurde. Sie rollte sich zur Seite, weg von dem übergroßen, roten Untier auf Hufen, welches ungeduldig seine Flügel schlagen ließ, als es erneut verfehlte. Riwena kämpfte sich unter einem schmerzerfüllten Stöhnen auf ihre Beine. Gleichzeitig griff die eine Hand zur Bogenhalterung auf dem Rücken, die andere in den Hüftköcher. Endlich war die Zeit für Glück im Unglück, denn die Pfeile, welche an der Spitze mit kleinen Phiolen versehen waren, waren nicht zu Bruch gegangen. Riwena spannte den Pfeil, welcher mit rotem Gefieder versehen war in die Sehne und verlor keine weitere Zeit mit Zielen.
"Es ist nicht meine Aufgabe herzensgut zu sein. Meine Aufgabe ist es, den Weg zu weisen und dafür braucht man eben die strenge, führende Hand." Riwena
"Na nicht nur deine Zähne sind spitz,hmm?Auch mit deiner Zunge vermagst du es zu schneiden."
Wahrlich ein Vorteil von dem Geschoss, welches sie abfeuerte, denn die Flüssigkeit, welche in der Phiole war, war hochentzündend, sobald sie in Berührung mit Luft kam. Die Spitze des Pfeiles zerschellte an der Brust des Dämonen und die Haut darunter ging augenblicklich in Feuer auf, welches sich rasch über den Körper des Untieres zog und diesen in die beißenden Flammen hüllte.
Riwena nahm nur geringfügig wahr, wie sich Schritte näherten. Sie spürte, wie sie am Kragen im Nacken gepackt wurde und rückwärts zum Hipogryphen gezogen wurde. Derjenige der sie und die Zügel ihres gefiederten Leidensgenossen griff, um auch diesen auf die Beine zu helfen, war trotz der geringen Größe überraschend kräftig. Einige Schritte ließ er sie rückwärts taumeln, ehe er sie am Arm packte und mit sich zerrte. „Willst hier noch ein Picknick aufschlagen?“ kam es dreist von dem Winzling, ehe sie mehr humpelnd versuchte, Schritt zu halten. Als er sie und den Hippogryphen hinter sich herzog, bietete sich der Anführerin, nach einem Blick über die Schulter, die Möglichkeit die Rückansicht ihres Helfers zu mustern.
Der, der Stimme nach zu urteilen, junge Mann hatte rabenschwarzes Deckhaar, welches über seinen Undercut fiel und eine nicht nur kleine, sondern auch recht zierliche Statur, doch besaß er Kraft und bewegte sich schnell. Vermutlich wäre er noch schneller, wenn Riwena ihn nicht aufhalten würde. Er trug einen Wappenrock mit dem goldenen Haupt eines Löwen auf blauem Grund. Es war nicht der gewöhnliche Sturmwinder Wappenrock, aber sie hatte ihn bereits gesehen. War dies einer der Rekruten gewesen, die sie in der Kaserne auf Draenor ausbilden musste? Der Wappenrock gab Aufschluss darauf, doch hatte sie das Gesicht des Mannes nicht gesehen und selbst dann würde sie sich vermutlich nicht daran erinnern. Die Rüstung, welche er trug, war aus dunklem Leder, um die Beweglichkeit beizubehalten und verschwamm gut mit der Dunkelheit.
Riwena wurde noch eine Weile weitergezogen, so lange, bis sie aus dem Sichtfeld der Dämonen verschwunden waren. Schließlich lockerte der junge Mann den Griff, ehe er gänzlich losließ. Er wandte sich ihr zu. „Von hier aus kannst du die Route an der Oase vorbei zu den Hügeln nehmen“, kam es von dem jungen Mann, der selbst kleiner als Riwena war. Seine neutrale Miene passte nicht zu dem Ton in dem er sprach, doch blitzten die stahlgrauen Augen gereizt auf. Das Gesicht des Mannes wirkte wahrlich jung, doch nicht unerfahren. Zwar wies es keine Narben auf, doch ließ die Ausstrahlung darauf hinweisen, dass auch er schon einiges gesehen hatte. Nicht gänzlich unvorstellbar, wenn man bedachte, in welchem Gebiet er sich aufhielt.
Riwena nahm dem Mann die Zügel des Hippogryphen ab. Dieser ließ einen Flügel schlaff hängen und entlastete merkbar den linken Hinterhuf. Mit dem Handrücken der Hand, die den Bogen hielt, wischte sie sich über die mittlerweile blutverschmierte Gesichtshälfte und das Auge, um wieder freie Sicht zu bekommen. „Wie ist euer Name?“, fragte sie mit rauer Stimme, ohne darauf hinzuweisen, dass ihr das Gebiet sehr wohl vertraut war. „Sweeper.“, antwortete der Knirps knapp. „Sichere Pfade, Sweeper. Ich vergesse euren... Namen nicht.“ Sweeper salutierte. Diesen Salut hätte Riwena unter allen Grüßen wieder erkannt, denn er war in ihren Augen einzigartig. Sweeper führte die geschlossene Faust an die Mitte der Brust, die Daumenseite dabei nach außen gedreht. Die andere Hand wanderte knapp übers Steiß. Dass er so salutierte, ließ sie ahnen, dass auch er wusste, wer sie war.
Riwena nickte, so wie man es von ihr kannte und wandte sich von ihm ab, um den Heimweg einzuschlagen. Es ging nur langsam voran, da ihr Bein fürchterlich schmerzte und auch der gefiederte Freund lahmte. Sweeper stand hinter ihr und beobachtete, wie sie langsam aus seiner Sicht entschwand.
So leise die Schritte auch waren, die sich ihm näherten, er vernahm und kommentierte sie mit. „Ich hab' dir gesagt, bei mir sollst du's erst gar nicht versuchen, Little.“, ohne sich dem Geräusch auch nur etwas zuzuwenden. Die straßenköterblonde Frau verzog die vernarbten Lippen zu einem Schmollmund und stellte sich neben ihn. „Deine Ohren sind echt zu spitz.“, kam es enttäuscht. „Warum wolltest du, dass ich ihr helfe? Sie hätte uns fast auffliegen lassen.“ kam es gelangweilt von Sweeper, der gar nicht auf ihr Kommentar einzugehen schien. „Verglichen mit uns ist sie zwar ein Trampeltier, aber sie ist eine Frau für die es lohnt den Arsch zu riskieren.“ gibt die junge Frau zurück und wendet ihr Gesicht zu Sweeper. Dieser blickt sie nun an und direkt in das entstellte Gesicht „Du bist 'ne scheiß Lesbe, Little.“ „Klar, du sollst ja auch eine Chance haben.“, lächelt sie neckisch, ehe ihr Gesicht wieder ernst wird. „Jetzt lass' uns loslegen, Joker hat die Sprengsätze fertig vorbereitet.“
"Es ist nicht meine Aufgabe herzensgut zu sein. Meine Aufgabe ist es, den Weg zu weisen und dafür braucht man eben die strenge, führende Hand." Riwena
"Na nicht nur deine Zähne sind spitz,hmm?Auch mit deiner Zunge vermagst du es zu schneiden."